
In der Schwetzinger Zeitung war am Samstag ein Artikel mit dem Titel »Schulweg wird für Kinder zum Abenteuer« zu lesen, in dem besorgte Oftersheimer Eltern zu Wort kamen, deren Kinder tagtäglich mit der Buslinie 717 nach Heidelberg zur Schule fahren. Die Eltern prangerten dabei auch an, dass die Busse regelmäßig zu bestimmten Zeiten (insbesondere gegen sieben Uhr morgens) so voll seien, dass dies einerseits zu Sicherheitsmängeln und andererseits zum Stehenlassen von Fahrgästen – auch von Schulkindern – am Oftersheimer Ortsausgang führe.
Dazu unser Oftersheimer Genosse Florian Reck: “Ich fahre täglich mit dieser Linie und muss die Wahrnehmung der Schulkinder und ihrer Eltern bestätigen. Die Linie ist morgens regelmäßig so überfüllt, dass keiner der zwei Busse, die gegen 7:20 in Heidelberg ankommen, am Ortsausgang von Oftersheim, an der Haltestelle »Hardtwaldring« überhaupt noch Fahrgäste einsteigen lassen kann. Schon am Oftersheimer Bahnhof, der ersten Haltestelle in Oftersheim, muss man Glück haben, einen Sitzplatz zu bekommen. Schon öfter habe ich außerdem bei unerwarteten Bremsmanövern auf der Bundesstraße gefährliche Situationen erlebt. Die Situation ist oft katastrophal. Und wer erwartet, dass ein Busfahrer, der an einen engen Fahrplan gebunden ist, auf der Bundesstraße 60 fährt, wenn Fahrgäste im Bus zum Stehen gezwungen sind, täuscht sich gewaltig! Der Takt könnte dann nicht annähernd eingehalten werden, und die Linie hat ohnehin aufgrund der langen Strecke, die sie zurücklegt, häufig Verspätungen. Dass die Fahrerinnen und Fahrer der BRN dadurch angehalten sind, die 60km/h-Regel auf der B 535 zu brechen, kann niemanden verwundern. Dabei muss doch klar sein: Wir wollen keinen ›abenteuerlichen‹ Schulweg für unsere Kinder, sondern wir wollen die Gewissheit haben, dass sie immer sicher in der Schule ankommen, oder?“
DIE LINKE. SchwetzingenPLUS ist überzeugt, dass ein attraktiver, kostengünstiger – eventuell mittelfristig sogar ticketfreier – und sicherer öffentlicher Nahverkehr zwingend notwendig ist, um den Herausforderungen des Klimawandels, aber auch der zunehmenden Bodenversiegelung, entgegen treten zu können. Pünktlichkeit und Sicherheit sind dabei allerdings die Grundlage aller weiteren Überlegungen. Wenn bei uns schon diese »Basics« regelmäßig nicht funktionieren, scheint es umso utopischer, über eine ökologische und soziale Verkehrswende zu debattieren, die jetzt notwendig wäre.
Dieser Bericht zeigt einmal mehr, was für ein weiter Weg es zu einem fortschrittlichen Nahverkehr, der auch außerhalb der großen Städte eine echte Alternative zum motorisierten Individualverkehr darstellt, noch ist. Denn wer möchte einem jungen Menschen verdenken, den ÖPNV nicht mehr zu nutzen, sobald er den Führerschein hat, nachdem er in der Schulzeit solche Erfahrungen machen musste? Warum sollten Berufstätige vom Auto auf einen unbequemen, überfüllten, unpünktlichen und unsicheren ÖPNV umsteigen, nachdem sie solche Artikel gelesen haben?
Für DIE LINKE. SchwetzingenPlus ist klar: Auf der Linie 717, aber auch auf vielen anderen Linien muss etwas passieren. Die Linien müssen entlastet werden, es müssen mehr oder größere Busse auf den überlasteten Linien eingesetzt werden und die Fahrpläne müssen so eingetaktet werden, dass Sicherheitsbestimmungen grundsätzlich eingehalten werden können – dieser Punkt kann nicht diskutabel sein, wenn uns die Sicherheit der Fahrgäste – insbesondere der Schülerinnen und Schüler – wichtig ist. Das wird zunächt teuer, noch teurer wird es aber für die betroffenen Kommunen, wenn die notwendigen Entwicklungen nicht jetzt eingeleitet werden. Zeigen doch jüngste Untersuchungen, dass der motoriesierte Individualverkehr die Kommunen rund dreimal soviel kostet wie der ÖPNV.
Bürgermeister Geis ist aber zuzustimmen, wenn er fordert, dass die Kommunen damit nicht allein gelassen werden dürfen: Wenn Bund und Länder die Verkehrswende ernst nehmen, muss den Kommunen dazu mehr Untersützung zukommen – das sollte besonders für ein grün regiertes Bundesland wie Baden-Württemberg gelten.
»Ich werde diese Situation am kommenden Dienstag auch bei der öffentlichen Sitzung unserer Kreistagsfraktion nochmals zum Thema machen, und wir werden gemeinsam eruieren, wie wir LINKE die Initiative der Oftersheimer Eltern in den Gemeinden und im Kreistag unterstützen können,« schlägt Reck vor. »Spätestens bei der anstehenden Neuvergabe der Linienbündel müssen konkrete und zukunftsweisende Lösungen auf den Tisch kommen!« Die öffentliche Sitzung der Kreistagsfraktion der LINKEN findet am Dienstag, den 03. März um 19:30 im Eiscafé Italia in der Karlsruher Straße 23 in Hockenheim statt, alle Interessierten – insbesondere die zu Recht besorgten Eltern aus Oftersheim – sind herzlich dazu eingeladen.